Der Islam erkennt an, dass der Mensch nicht perfekt ist. Jeder begeht Sünden, aber was einen Gläubigen auszeichnet, ist die Anerkennung dieser Sünden und der aufrichtige Wunsch, zu Allah zurückzukehren. Die Reue (Tawbah) ist eine Tür, die so lange offen bleibt, wie man lebt. Der Koran und die Sunnah betonen sowohl die Schwere der Sünde als auch die unendliche Barmherzigkeit Allahs für diejenigen, die sich aufrichtig zu Ihm bekehren.
Im Islam ist eine Sünde jede Handlung, die gegen die Gebote Allahs oder das Beispiel des Propheten Muhammad (Frieden sei mit ihm) verstößt. Sünden können groß (kabair) oder klein (saghair) sein, und sie betreffen nicht nur den Einzelnen, sondern auch die geistige Gesundheit der Gesellschaft.
"Und was auch immer von Unglück euch widerfährt, es ist aufgrund dessen, was eure Hände verdient haben. Aber Er vergibt vieles." 42:30
Obwohl ihre Auswirkungen schwerwiegend sind, sind Sünden kein Endpunkt — der Islam bietet immer einen Weg zurück zu Allah durch Reue und Reform.
Große Sünden beinhalten Handlungen wie das Setzen von Partnern zu Allah (Shirk), Mord, Diebstahl, falsches Zeugnis, Unterdrückung, Verleumdung und Ungehorsam gegenüber den Eltern. Diese werden im Koran und in den Hadithen ausdrücklich gewarnt.
"Wenn ihr die großen Sünden vermeidet, vor denen ihr gewarnt wurdet, werden wir euch eure kleineren Sünden erlassen und euch in einen edlen Eingang eintreten lassen." 4:31
Kleine Sünden können sich ansammeln und ernst werden, wenn sie wiederholt oder nachlässig begangen werden, weshalb regelmäßige Selbstreflexion und Reue betont werden.
Reue ist eine aufrichtige Rückkehr zu Allah, nachdem man einen Fehler begangen hat. Sie beinhaltet Bedauern, das Aufhören mit der Sünde, den festen Entschluss, nicht zu ihr zurückzukehren, und — wenn die Sünde anderen Schaden zugefügt hat — Wiedergutmachung. Allah liebt diejenigen, die Reue üben.
"Wahrlich, Allah liebt diejenigen, die sich ständig in Reue üben, und liebt diejenigen, die sich reinigen." 2:222
Die Tawbah wird sogar nach wiederholtem Scheitern akzeptiert — solange sie aufrichtig ist und nicht bis zum Moment des Todes hinausgezögert wird.
Allahs Barmherzigkeit ist weit größer als jede Sünde. Der Koran versichert, dass selbst diejenigen, die schwere Vergehen begangen haben, nicht ohne Hoffnung sind, wenn sie aufrichtig bereuen.
"Sprich: 'O meine Diener, die ihr euch gegen euch selbst vergangen habt, verzweifelt nicht an der Barmherzigkeit Allahs. Wahrlich, Allah vergibt alle Sünden.'" 39:53
Dieser Vers ist einer der hoffnungsvollsten im Koran und bietet Trost für jede Seele, die von Schuldgefühlen belastet ist.
Der Prophet Muhammad (Frieden sei mit ihm), obwohl er ohne Sünde war, suchte mehr als 70 Mal am Tag die Vergebung von Allah. Seine Demut ist ein Modell für alle Gläubigen und erinnert sie daran, in Verbindung mit Allah zu bleiben und sich niemals selbstgerecht zu fühlen.
"Bei Allah, ich bitte Allah um Vergebung und kehre mehr als siebzig Mal am Tag zu Ihm in Reue zurück." Hadith - Bukhari
Um eine aufrichtige Reue sicherzustellen, skizzieren die Gelehrten wichtige Bedingungen:
Man sollte die Reue nicht verzögern, da die Zukunft nie garantiert ist. Nachgebet, Tränen und private Bittgebete sind beliebte Formen, um aufrichtige Tawbah auszudrücken.
Unabhängig davon, wie oft jemand fällt, ermutigt der Islam ihn, mit Aufrichtigkeit und Demut wieder aufzustehen. Sünde ist eine Prüfung, aber Reue ist eine offene Tür. Durch Tawbah wird das Herz gereinigt, die Hoffnung erneuert und die Reise zu Allah wiederbelebt.
Verzweifeln Sie niemals — solange man mit Aufrichtigkeit zurückkehrt, ist Allah bereit zu vergeben und zu erheben.